„Tempelhof Turm – Delta Kilo Delta Romeo Alpha – Guten Morgen“
Motorsegler aus Rastatt landet in Berlin Tempelhof
Delta Kilo Delta Romeo Alpha – Tempelhof Turm” – “Delta Kilo Delta Romeo Alpha, Motorsegler Super Dimona aus Kiel, Position Papa 2000 Fuß - zur Landung über Echoroute” – “Delta Romeo Alpha erwarten Sie 27 rechts - Einflug in die Kontrollzone über Echo genehmigt, melden Sie Echo1” – “Delta Romeo Alpha, 27 rechts, Einflug über Echo 1 genehmigt – wilco.”
Das war am 16. August nördlich von Berlin gegen 11:30 Uhr Ortszeit der Höhepunkt eines zweitägigen Flugs quer durch Deutschland. Die beiden Piloten aus dem Landkreis Rastatt, Robert Heck und Niko Haberl, hatten sich zum Ziel gesetzt, auf dem geschichtsträchtigen Berliner Flughafen Tempelhof mit dem Motorsegler der LSG Rastatt zu landen. Nachdem sich die Flugwettervorhersage am Freitagabend fürs Wochenende positiv gezeigt hatte, fiel der Entschluss zu starten am Samstagmorgen. Ziel der ersten Tagesetappe war Juist, eine der ostfriesischen Inseln, und Kiel-Holtenau – ein herrlicher Flugplatz direkt an der Kieler Förde. Am Sonntag sollte es dann über Berlin-Tempelhof zurück nach Rastatt gehen.
Am Samstagmorgen löste sich der Nebel erst gegen 9 Uhr 30 auf und verhinderte so einen früheren Start. Zwischen den noch über dem Rheintal liegenden Nebelfetzen startetet die beiden Piloten um 10 Uhr auf der Baldenau und nahmen Kurs auf Koblenz am Rhein. Perfektes Flugwetter führte den Motorsegler in Richtung Bonn und Köln. Hier bat man die Lotsen in „Köln-Bonn“ um einen Durchflug durch die Kontrollzone entlang des Rheins. In 1000 Fuß (ca. 300 m) Höhe konnten Niko und Robert vorbei an der Köln-Arena und am Dom die Innenstadt von Köln bewundern. In Leverkusen bedankten sich die beiden für die Navigationsunterstützung und flogen unter Beachtung der vielen verschiedenen Lufträume um die Flughäfen Dortmund und Düsseldorf durchs Ruhrgebiet, Nikos Heimat. Wuppertals Schwebebahn, Kraftwerke, Funkmasten, stillgelegte Zechen und die Ruhr-Universität in Bochum waren nur einige Navigationspunkte auf dem Weg gen Norden. Der Fluginformationsdienst Bremen bescheinigte, daß sämtliche auf der Strecke liegenden militärischen Sperrgebiete am Samstag inaktiv waren, so daß einem zügigen Vorankommen, vorbei an Münster und über die Teststrecke des Transrapid, nichts im Wege stand. Nach Überquerung der Emsmündung am Dolllart und Überflug von Emden setze der Rastatter Motorsegler nach exakt drei Stunden Flugzeit in Juist auf. Am Nachmittag ging’s dann nach einem Tankstopp in Norden-Norddeich in ca. 1,5 Stunden weiter über Cuxhaven nach Kiel. Riesige Schiffe, die scheinbar auf der Wiese fuhren, dienten als Navigationsunterstützung – der Flughafen Kiel-Holtenau liegt genau an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Kieler Förde.
Sonntagvormittag – strahlender Sonnenschein über Schleswig-Holstein. Der Tower hat trotz leichten Rückenwinds die Startbahn 08 freigegeben, was einen Abflug direkt über die Kieler Förde ermöglichte. Die ersten Segler waren schon auf dem Wasser – ein kleiner Abstecher übers Marine-Ehrenmal Laboe, dann Kurs 135° - Berlin. Gegen 11 Uhr 30 gab es den ersten Funkkontakt mit Tempelhof Turm. Robert Heck steuerte die Super Dimona bei einer Geschwindigkeit von 110 km/h in 1000 Fuß über Berlin – Gänsehautfeeling - flogen doch zur Zeit der Berliner Luftbrücke tausende von Maschinen diese Strecke. Trotz Überflugverbots über das Regierungsviertel konnten die beiden Piloten überraschend nah ans Zentrum heran und einige Fotos vom Fernsehturm am Alexanderplatz machen. Die rechte der beiden Landebahnen war freigegeben.
Ein imposanter Anblick im Endteil, kurz vor der Landung, über die riesigen, weittragenden Hallen eines der größten zusammenhängenden Gebäudekomplexe der Welt wird den beiden LSG-Piloten noch lange in Erinnerung bleiben. Am Nachmittag traten sie den Rückflug an. Niko beantragte beim Tower den Ausflug über die Westroute, setzte den Hebel auf Vollgas und genoss den Start in Tempelhof. Nur 3 Stunden und 19 Minuten vergingen, bis die beiden Vergaser des 80 PS- 4 Zylinders wieder Rastatter Heimatluft schnuppern konnten. Nach einem Überflug über den Platz landete die Dimona um 18 Uhr mit zwei überglücklichen Piloten wohlbehalten in Rastatt. „Ein Traum wurde wahr“, so Niko und Robert. „Nur schade, daß Berlin-Tempelhof Ende Oktober für immer seine Pforten schließt und auf die Anfrage „Tempelhof Turm – Delta Kilo Delta Romeo Alpha“ – der Kanal 118,10 stumm bleiben wird“.